Die Badische Zeitung veröffentlichte am 23.01.2014 einen Leserbrief des BI-Vorsitzenden in dem er eine aus Sicht der anwesenden BI-Mitglieder bemerkenswerten Bauauschusssitzung kommentiert:

Im Bauausschuss des Gemeinderats war wieder einmal das Pflaster in der Altstadt Thema. Schon der Kommentar der Badischen Zeitung lässt erahnen, dass die Sitzung für den Außenstehenden unbefriedigend verlief. Obwohl die indischen Steine seit ihrer Verlegung eine Vielzahl von Problemen verursachen, wurden diese in der Diskussion kaum fachkundig behandelt. Maßgebliche Entscheidungskriterien wurden den Ratsmitgliedern vorenthalten.

Zur Lärmentwicklung des Pflasters wurden von der Stadt keine fundierten Erkenntnisse vorgelegt. Die von einem Gemeinderat mir gegenüber vorgetragene Begründung: Bei niedrigen Geschwindigkeiten sei praktisch kein Unterschied zu messen. Selbst wenn dem so wäre, müsste sichergestellt werden, dass alle Fahrzeuge die Geschwindigkeit einhalten – auch nachts. Fakt ist, dass heute die Lärmimmissionen durch das Pflaster für viele Anwohner eine erhebliche Belastung sind, vor allem, wenn in heißen Sommern bei offenem Fenster geschlafen wird. Das Amt für Umweltschutz/Immissionsschutz der Stadt Rostock hat die Lärmauswirkungen verschiedener Pflasterbeläge untersucht und klare Entscheidungskriterien beschrieben, anhand derer die Tauglichkeit unterschiedlicher Pflastersorten beurteilt werden kann. Diese Empfehlungen lagen der Verwaltung vor, wurden aber bei der Auswahl und Beschreibung der Alternativen nicht berücksichtigt.

Die Kosten für die vorgestellten Alternativen zum bisherigen Pflaster sollen nach Auskunft der Stadt mindestens doppelt so hoch pro Quadratmeter liegen. Da die Stadt gleichzeitig die Kosten des indischen Pflasters mit etwa 130 Euro pro Quadratmeter angab, war das Ergebnis schon vor der Abstimmung klar. Verschwiegen hat die Stadt jedoch, dass die tatsächlichen Kosten für Anschaffung und Verlegung der indischen Steine deutlich höher sind. Wesentlich günstigere Alternativen, wie das am oberen Tor verlegte Betonpflaster ( 50 Euro je Quadratmeter) wurden gar nicht erst berücksichtigt.

Die Entscheidung, das bisherige Pflaster auch in den Bereichen vor den Toren einzusetzen ist richtungsweisend. Vor diesem Hintergrund durfte der Zuhörer zumindest überrascht sein, als Bürgermeister Metz anführte, dass sich seines Wissens das Denkmalamt gegen Betonpflaster im Bereich des Adlerplatzes (speziell des Straßenbelags) ausspreche. Dieses Argument beeindruckte die versammelten Ausschussmitglieder so sehr, dass naheliegende Fragen nicht gestellt wurden: Was folgt aus den Bedenken des Denkmalamtes? Darf nicht gebaut werden oder fallen lediglich Zuschüsse weg?

Im Innenstadtbereich gibt es erst seit einigen Jahren in verschiedenen Häusern Keller, bei denen sich bei lang anhaltenden Regenfällen Pfützen auf dem Boden bilden. Nach übereinstimmender Schilderung mehrerer Bewohner trat dieses Problem erst nach Verlegung des indischen Pflasters auf. Im Bauausschuss wurde darüber mit keiner Silbe gesprochen.

Auf die Frage, ob das Pflaster anders verlegt werden könnte, um die Rollgeräusche zu vermindern, war nur zu vernehmen, dass es für so großes Pflaster wohl keine andere Verlegemöglichkeit gebe. Wie wäre es, wenn man die Steine um 45 Grad drehen würde, um eine diagonale Kante zu erhalten? Der sogenannte Air-Pumping-Effekt, der die wesentliche Ursache des Rollgeräusches ist, könnte so ohne Mehraufwand reduziert werden.

Der „Arbeitskreis Verkehr“ hat nach Auskunft einiger Arbeitskreis Mitglieder wichtige Empfehlungen zum Pflaster in der Innenstadt ausgearbeitet und der Stadt im Dezember überreicht. Den Gemeinderäten und der Öffentlichkeit liegt der Bericht des Arbeitskreises jedoch noch nicht vor. Warum wird versucht, Fakten zu schaffen, ohne dem Gemeinderat (und der Öffentlichkeit) bedeutsame Informationen zugänglich zu machen?

Günter Krieg, Ettenheim

Quelle: Badische Zeitung (23.01.2015)

© 2018 BI Altstadt Ettenheim | Initiative für eine lebenswerte Altstadt.
Top